Seien sie Flugdame! 1990/91

Performanceprozession durch das Kleinbasel zur Plattentaufe «Jawohl sie kann’s. Sie hat’s geschafft.» LP/CD 20. Oktober 1990 und Konzertprogamm

Les Reines Prochaines sind: Fränzi Madörin, Muda Mathis, Regina Florida Schmid, Gabi Streiff, Pipilotti Rist, Technik: Sus Zwick

Die Performance «Seien Sie Flugdame» geht von Räumen aus. In diesem Fall sind es ausgewählte Teile der Stadt Basel, bestehend aus öffentlichen Innenräumen, Strassenschluchten, einem Platz, einer Allee und einem Park. Die Orte nehmen wir als inhaltliche und formale Ausgangspunkte. Wir nehmen diese reale städtische Struktur und spinnen um diese Wirklichkeit imaginäre Geschichten, die wir in performerische Bilder umsetzten. Das gibt diesen alltäglichen, öffentlichen Räumen für einen Augenblick eine spezielle Bedeutung.

Die Performance ist eine einstündige Prozession, die im Waschsalon der Isteinerstrasse ihren Anfang nimmt, den Platz am Haupteingang der Mustermesse passiert, durch die Allee am Riehenring führt, scharf um die Kurve, die Drahtzugstrasse hinuntersticht, um letztlich in den Claramattepark einzulaufen.

An fünf Stationen hält die Prozession inne. Es sind fünf Geschehnisse, die alle ihre eigene Atmosphäre und Autorin haben, jedoch alle in einem dramaturgischen Zusammenhang stehen.

Alles beginnt im Waschsalon, hier spielt Regina Schmid ihr viertelstündiges vorproduziertes Waschstück, das sie aus Tonmaterial von den Waschvorgängen abgenommen und im Studio gemischt hat. Die Kriminalkomissarin Pipilotti Rist führt die Fee hoch zu Ross durch die, von Sturm beschallte, Allee. Die Köchin Muda Mathis hält aus einem Fenster vom 5.Stock eine Rede, “ Das Manifest des Bescheidenen Daseins”, denn sie weiss Bescheid. Sie lässt ihre 18 Meter lange weisse Schürze herabrollen, die sie zuguterletzt von sich schneidet und nach unten flattern lässt. Im Park ist ein Kreis von 10 m Durchmesser, total mit Kleidern ausgelegt. Die ewige Wäscherin Fränzi Madörin sammelt emsig diese Kleider, Bündel um Bündel, zusammen. Sie wäscht in seifenschäumenden Waschzubern bis sie erschöpft auf dem Wäscheberg stirbt. Gaby Streiff legt an Stelle der Kleider ein weissliches Schwarzpulverlabyrint. Das angezündet, sich schnell bis zur Feuerfrau frisst, die sich beeilt. Mit Trommelwirbeln und einer Ansprache auf deutsch und türkisch kommt die Performance hier zum Höhepunkt. Neben an im Musikpavillion schmettern dann die vereinten Reines Prochaines ihre Lieder, die das Leben schrieb.

1990 Les Reines Prochaines am Symposium Wissenschaft, Künste + alles andere in Basel

Als Konzertprogramm

1990
11. November, Basel, Gewerbe Museum, Frauensymposium Wissenschaft, Künste und alles andere
14. November, Zürich, Kunsthaus
04. Dezember, Leipzig, Graphikkeller*
06. Dezember, Dresden, Scheune*
07. Dezember, Chemnitz, Apotheke*
09. Dezember, Berlin, Pelze*
14. Dezember, Naters, Ausstellungsraum Kilian Mutter
15. Dezember, Solothurn, Rest. Kreuz, Frauenfest
20. Dezember, Basel, Kaserne, ein Krippenspiel
21. Dezember, Fribourg, Fri-Son
22. Dezember, Zürich, Rote Fabrik, Frauenfest zur längsten Nacht 

1991
24. Januar, St. Gallen, Grabenhalle
26. Januar, Zürich, Kulturzentrum Kanzlei
14. Februar, Bern, ISC
22. Februar, Naters, Kulturtünel
23. Februar, Zürich, Rote Fabrik, PDA Fest
01. März , Aarau, Aargauer Kunsthaus
02. März, Nidau, Rest. Kreuz
08. März, Schaffhausen, Kammgarn, Frauentag
17. März, Luzern, Boa, Frauenkulturtag
22. März, Nürnberg, Frauenzentrum
11. Mai, Hamburg, 2. Frauenmusiksymposium, Performance und Podium

*Unterstützt von Pro Helvetia