Heute Bräute 1993

Die tibetanische Grossmilchkuh wird verladen
Strassentheater / Freilicht Performance 

mit Les Reines Prochaines: Muda Mathis, Fränzi Madörin, Gabi Streiff, Sus Zwick

und sechs weiteren KünstlerInnen aus Theater, Tanz und Zirkus: Kathrin Rutishauser, Sibylle Hauert, Daniel Reichmuth, Roger Merguin, Fonsi Walter

Technik: Valentin Spiess, Michele Fuchs

Regie: Luzius Rohner

Eine Braut sitzt am Harmonium auf der Bühne. Allein. Das Publikum sitzt schön angeordnet in einem Kreis davor. Ein Gefährt, ein riesen Tresor auf Räder taucht auf. Eine weitere Braut stösst das Gefährt mühselig um das Publikum herum. Die harmoniumspielende Braut nimmt ihre Posaune und geht auf den Tresor zu, die Türe öffnet sich, und sieben Bräute verlassen das Gefährt. Es kann also losgehen. Die Bräute sind nun ein grosses Blasorchester ( 2 Saxophone, 2 Klarinetten, 1 Posaune, 1 Horn, 1 Handorgel, 1 Trompete, 1 Bass, 1 Schlagzeug, 1 Harmonium) und das bläst schmetternde die Ouvertüre, bis sie von einer Stimme, die aus dem eisernen Gefährt kommt, unterbrochen wird. Die Bräute sind auch ArtistInnen, sie ziehen zu dramatischer Musik eine lang lange Stange auf, mit Seilen wird die Stange abgespannt, an den Seilen baumeln Handtaschen, und zuletzt turnen Bräute artistisch an der Stange lang. Ein Wagen kommt. Gezogen rund um das Publikum, das zum ersten mal etwas nass wird, denn es spritzt aus den Eimern auf dem Wagen. Der Wagen wird später wiederkommen, einmal mit einer singenden Witwe, die spritzt auch, wenn sie stampft in ihrem Zuber und mitten im Kreis des Publikums vom würgenden Glück berichtet. Und einmal kommt er mit einer Feuerbrunst, so dass dem Publikum zum ersten mal heiss wird. Später wird ihm noch heisser, wenn es von brennenden Bräuten umzingelt wird.

Es passieren auch immer wieder Morde. Eine Dame mit rollendem Hündlein bringt ihren Verehrer immer wieder um die Ecke. Sie erwürgt ihn, sie ertränkt ihn, sie ersticht ihn und sie schiesst ihn ab. Und wenn die Bräute den Handtaschen Tanz gemeinsam getanzt haben, die grosse Träne besungen und geplatzt ist, der Fluchtweg allen deutlich gemacht worden ist, die Hochzeitsnacht getanzt, und beim Hochzeitsmahl die Welt gekippt worden ist, dann steigt die rote Dame würdevoll auf die Leiter, lässt ihr riesiges Kleid fallen und beschwört den Himmel bis das Gewitter einsetzt und dann in die grosse Stille danach aus dem Gefährt ein letztes mal die blechige Stimme ertönt.

Als es endlich wieder Tag wurde und wir uns minutenlang in den Armen hielten, wussten wir endlich warum wir das alles durchstehen mussten. P.S. Böse Stimmen behaupten, wir hätten auch viel früher darauf kommen können.

1993
06. Juli – 11. Juli, Zug, Vorstadtquai
13. Juli – 25. Juli, Zürich, Seepromenade beim Bürkliplatz
27. Juli – 08. August, Basel, Kasernenareal
10. August – 15. August, La Chaux-de-Fonds, Place des Marronniers
17. August – 29. August, Bern, Münsterplattform
31. August – 05. September, Biel, Strandboden