Live augenommen 2002 am Festival «Wie es ihr gefällt» im Tacheles Berlin und im OX Zofingen. Gemischt von Daniel Wihler, Suisseinfo SRI, Bern. Produziert von Wädi Gysi und Les Reines Prochaines. Herausgekommen auf dem Label make up, Zürich. Texte und Musik von Michèle Fuchs, Fränzi Madörin, Muda Mathis, Barbara Naegelin, Sus Zwick

Grafik: Iris Beatrice Baumann, Fotos: Tobias Madörin

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Ankündigung für die Presse

Jetzt ist sie da, die neue CD. Les Reines Prochaines halten erneut Audienz und verkünden ihr frisch entworfenes Lebensprogramm. Es hat Form, es hat Inhalt, „Protest und Vasen“ heisst das Opus Nr. 5. Fein und einzigartig wie die gute alte Ming Vase, kostbar und absurd wie die Marmorvase, unentbehrlich und befreiend wie die Nachtvase, schlicht und nachhaltig wie die Vase für danach… Sie bringen es auf den Punkt, die Königinnen. Und das Cover lässt keinen Zweifel daran: sie haben Schnauz. Laut und deutlich wie der Protest der Reifen auf heissem Asphalt, reif geworden und trotzdem weise geblieben, die Königinnen in der Blütezeit. Anno XII ihres Regnum machen ihre Lieder zur Lage der Welt kein Märchen aus dem Bösen. Denn sie wissen Bescheid. Seit längerem und über einiges anderes auch.

Nach «Jawohl, sie kann’s. Sie hat’s geschafft»,1990 (BOY011), «Lob, Ehre, Ruhm Dank» 1993 (BOY017), «Coeur en beurre» 1995 (ReCDec72LRP) und «Alberta» 1999 ( make up make3), kann man endlich wieder neue Songs der Basler Frauenband im Wohnzimmer, Schlafzimmer oder im Bad geniessen. Natürlich ist ihre Musik-Performance-Show immer wieder auf der Bühne zu erleben. Die neue CD übernimmt alle Songs der aktuellen Tournee «Es gibt immer etwas zu tun»; zusätzlich enthält die CD eine Auswahl von Stücken aus dem vorherigen Programm, der legendären «Mammut» Show. Die feinfühlige Kombination von Live Aufnahmen und Studio Remixes wurde vom Produzenten und Gitarristen Wädi Gysi produziert.

20 Songs wie 20 Vasen werden zu einem melting pot der verschiedensten Sprachen und musikalischen Welten. Dass die neue Scheibe als eine luxuriös reichhaltige Ernte daher kommt, liegt an den unterschiedlichen und starken Persönlichkeiten der fünf Performerinnen. Jede schreibt ihre Songs, bringt ihre musikalische Welt, ihre Bilder aus dem Alltag, aus der Erinnerung oder der Phantasie. Jede singt und alle unterstützen sich gegenseitig mit Trompete, Klarinette, Saxophon, Euphonium, Akkordeon, Gitarre, Bass, Schlagzeug, Chor und Synthesizer. Die Instrumente wechseln immer noch häufig ihre Spielerinnen, sind aber zum Teil auch sesshaft geworden.

Les Reines Prochaines betreiben weiterhin den professionellen Dilettantismus als künstlerisches Konzept. Mit «Protest und Vasen» setzen sie nun ein neues inhaltliches Merkmal: die leidenschaftliche Nonchalance. Wild und radikal, dann sanft und poetisch bewegen sich ihre Lieder zwischen dadaistischem Pop und punkigem Cabaret.

Les Reines Prochaines verkünden hier ein auf unsere Zeit zugeschnittenes Wahlprogramm. Stimmen Sie für Muda Mathis, Ministerin für Gesundheitswesen und sportliches Reimen: Sie nimmt alle Ihre Sorgen auf sich, auch die des Essens, so dass Sie sich ganz dem Dreh-Spiel der Politik widmen können. Mit Michèle Fuchs, Ministerin für Verteidigung und performative Physik sagen Sie endgültig dem Terror den Kampf an: dann erfahren sie erst recht den Unterschied zwischen Kälte und Wärme. Fränzi Madörin, Ministerin für Volks(nahe)wirtschaft und leidenschaftliche Seelenforschung, schildert Ihnen die schönen Konsequenzen von Katastrophen, unter anderem am Beispiel des leeren Bankomats. Gehen Sie auf Weltreise mit Barbara Naegelin, Ministerin für auswärtige Angelegenheiten und angewandte Ästhetik: sie stärkt Ihr Herz und schaut cool zu, dass Ihnen das Peinlichste erspart bleibt. Sus Zwick, Ministerin für humanitäre Angelegenheiten und pointierten Sadismus, weiss genau, wie man mit den süssen kleinen Gebrechen umgeht, heissen sie nun Arthrose, Zahnausfall, Wechseljahre, George, Silvio oder Christoph. Das ist sie, die Regierung die wir alle brauchen.